Das vertiefende und prüfende Format
In der Supervision hat das Reflektieren, also das vertiefende und prüfende Denken,
eine ganz zentrale Bedeutung.
Reflektiert wird das eigene Handeln im beruflichen Kontext.
Berufliche Fragestellungen stehen immer im Mittelpunkt.
Es geht um die Eigendynamik
von Organisation, Interaktion, Person und professioneller Tätigkeit.
Gearbeitet wird im Dialog - mit ausgewählten Fragen.
Die Kunst der Supervision besteht darin, allein im dialogischen Verhältnis
aktivierende Komponenten zu schaffen, die sich nach jeder Begegnung unmittelbar
auf das Beratungsanliegen, die berufliche und persönliche Entwicklung
und das soziale Regelwerk auswirken.
Maßgeblicher Teil des Beratungsprozesses ist die präzise
Auftragsklärung zu Beginn, denn Supervision ist eher
durch das eingebrachte Anliegen und weniger durch Methoden definiert.
Die Grundhaltung und die Zielsetzung sind in der Supervision von deutlich
größerer Bedeutung als Methoden und Technik.
Eine Besonderheit der Supervision mag paradox wirken, aber sie ist
ein bedeutender Wirkfaktor in diesem Format: denn in der Supervision geht
es zunächst einmal um „Verlangsamung“, allerdings zum Zweck der beruflichen
„Beschleunigung“.
Dies geschieht unter anderem mit gezielter Reduzierung
von Komplexität, Hypothesen quer zur gewohnten Denkrichtung und insbesondere
dem meist ungewohnten Focus auf die begleitenden Emotionen.
Diese Komplexitätsverminderung versucht zwar die Dinge zu zerlegen um sie
einzeln anzuschauen und bearbeitbar zu machen, nicht aber im Sinne von Goethes
Faust: „Dann hat er die Teile in seiner Hand, fehlt leider nur das
geistige Band.“
In der Supervision gerät dieses geistige Band zu keiner Zeit aus
den Augen - denn es wird im Verlaufe des Beratungsprozesses völlig neu geknüpft.
Manches schafft man nicht allein.
Da wo sich im Arbeitsalltag Unzufriedenheit, Konflikt oder Überlastung
ausbreiten, finden sich allerbeste Gründe für Supervision.
Das gilt für Einzelne, für Gruppen und für Teams.
Seit den Anfängen richtet sich Supervision vor allem an jene Berufe, in denen die
Beziehungsgestaltung zum Klienten oder Kunden
von besonderer Bedeutung ist, denn davon hängen dann in der Regel auch Qualität,
Wirksamkeit und Erfolg der jeweiligen Tätigkeit ab.
In den letzten Jahren hat in vielen Arbeitsbereichen eine „Ent-Institutionalisierung“
statt gefunden. Dort ist die berufliche Rolle und Identität nicht mehr allein durch
die Institution festgelegt, und muss durch eine Professionalisierung der Person
ersetzt werden.
Die damit einhergehenden Veränderungen der Organisationsstruktur, die Neugestaltung
der eigenen beruflichen Identität, und die Bearbeitung verbliebener
Rollenwidersprüche sind typische Arbeitsfelder der Supervision.
Solche beruflichen Veränderungen ergeben oft Konflikte im Team oder der Gruppe.
Ebenso ergeben sich hier weitere Beratungsanliegen zur Professionalisierung
und der Suche nach Optionen, für die Lösung aktueller beruflicher Probleme.
Aber Supervision ist auch Hilfestellung bei emotionaler Verarbeitung.
Dies kann sich als Folge organisationaler Veränderungen oder aus Konflikten ergeben,
aber auch aus der täglichen Arbeit heraus, wie zum Beispiel im Hospiz und der Onkologie,
oder auch durch eine persönliche Krise.
Supervision ist ebenso eine Maßnahme der Qualitätssicherung,
oder unterstüzt und begleitet infolge von Vorgaben der Kostenträger,
zum Beispiel der Krankenkassen, die Beschäftigten in der Psychiatrie.
Immer häufiger sind Stress und Überlastung Veranlassung für
Anfragen. Da inzwischen psychische Erkrankungen häufigste Ursache
für Frühverentungen sind, steigt die Bedeutung dieses Beratungsfeldes erheblich.
Wir sind in dem Zwang gefangen, allem einen Sinn zu geben, insbesondere unserem Leben.
Wenn wir ein Bild sehen, wollen wir ein Loch hineinstoßen um zu sehen
was dahinter steckt: das ist unser Erkenntnisdrang.
Dieser Blick führt manche zu einem Leben in Alternativen,
in dem die neue Identität der Marke „ICH“ als eigenständiger „Lebensunternehmer“
zu einem legitimen Beratungsanliegen, mit der Suche nach sinnstiftenden Elementen
werden kann.
In der Supervision geht es ausschließlich um die Bearbeitung der
Fragestellungen und Probleme, welche dem Beratungsanliegen inne wohnen.
Diese werden im Rahmen der
Auftragsklärung zu bearbeitbaren und erreichbaren Zielen umformuliert,
und bestimmen so den Inhalt einer Supervision.
Eingebracht werden sollte dafür lediglich Offenheit für Feed-Back,
für Herausforderungen und für einen ausreichenden Einblick
in den beruflichen Alltag.
Hilfreich wäre es auch nicht nur nach außen zu schauen, ob es noch etwas
gibt das gewollt wird, sondern ebenso den Blick auch nach innen zu wenden,
um zu sehen, was da alles noch nicht ausgepackt wurde.
Da in der Supervision die Beziehung des Klienten zu seiner Aufgabe innerhalb einer
Organisation im Mittelpunkt steht, geht es vor allem um das eigene berufliche
Handeln und den Umgang mit Kunden, Klienten, Kollegen oder Vorgesetzten.
Im Verlauf der Supervision entstehen bereits neue Optionen,
Umdeutungen und veränderte Perspektiven,
insbesondere auf der institutionellen, sozialen und personellen Ebene,
die im weiteren Verlauf des Beratungsprozesses auf Ihre praktische Brauchbarkeit zur
Erreichung des eingebrachten Beratungsanliegens überprüft, und bei Bedarf immer wieder
angepasst werden.
Die Supervision ist eine Zone der Besinnung, in der viele
gute Gedanken Raum finden.
„Letztlich findet sich in der Supervision ein geschützter Raum für die altmodische Suche nach Wahrheit (Weigand).“
Die jeweiligen Ziele einer Supervision ergeben sich natürlich
aus dem eingebrachten Anliegen und werden zu Beginn eines Supervisionsprozesses
gemeinsam festgelegt. Später werden sie in regelmäßigen Intervallen gemeinsam überprüft,
und anhand der erreichten Fortschritte neu ausgerichtet.
Supervison verfolgt typische immanente Ziele zur Professionalisierung,
von denen das berufliche Handeln in jeder Hinsicht profitieren soll.
Dies betreibt sie parallel entlang der Bearbeitung aller Themen des eingebrachten
Beratungsanliegen, da diese das ideale Lernfeld bieten.
Dafür erzeugt sie zunächst mit „verstörenden“ und „blöden Fragen“ Informationen
die quer zur bisherigen Denkgewohnheit liegen und regt zu eigenen Umdeutungen an.
Diese neuen Alternativen sollen im Arbeitsalltag erprobt werden, um alte Bahnen
zu verlassen.
Diese neu gemachten Erfahrungen mit den Veränderungen im beruflichen Handeln
und der eigenen Haltung, werden im weiteren Beratungsprozess fortlaufend reflektiert
und immer genauer angepasst. Dieses prozesshafte Vorgehen soll in der Beratung erlernt
und später im Arbeitsalltag auch eigenständig fortgesetzt werden.
Die nunmehr stete Betrachtung der Dinge aus mehreren Perspektiven und eine
geschultere Wahrnehmung nach außen, aber auch nach innen, steigern das Vertrauen
in die Selbstorganisation und die Gestaltung von Beziehungen.
Professionalität wird in der Supervision generiert durch die gezielte
Implementierung ständiger und selbstverständlicher Selbstreflexion, immer
begleitend zum beruflichen Handeln. Dieses Ziel der Supervision ist ein
längerer Lernprozess.
Das Erreichen dieser Metaebene hat Sprengkraft, denn sie beinhaltet
die Fähigkeit und Bereitschaft das eigene berufliche Handeln einer eigenständigen
beruflichen und sozialen Selbstreflexion zu unterziehen, womit das Bewußtsein
aber auch der eigene Anspruch für fachliches Handeln und soziale Kompetenz
beträchtlich steigt.
Da das berufliche Handeln nun jederzeit nicht nur nach innen, sondern auch nach außen
gut und belastbar begründet werden kann, entfesselt die in der Supervision angeregte
Selbstreflexion eine (selbst-)bewußtere berufliche Identität, und trägt als
emanzipatorischer Akt zur Selbstinitiierung der Verbesserung der Arbeitssituation
bei. Eigene und übertragene Verantwortung bekommen ein anderes Format.
Supervision ist auch ein Beratungsformat zur Initiierung, Weiterentwicklung
und langfristigen Begleitung von Veränderungen in Organisationen.
Wirtschaft und staatliche Systeme sind, auch infolge der Globalisierung,
von Marktanpassung und Rationalisierungsdruck erfasst. Controlling,
Corporate Identity, Dienstleistungsmarketing, Kundenorientierung,
Lean-Management oder Qualitätssicherung haben längst auch den
non-profit-Bereich erfasst. Ständige Veränderungen und Umstrukturierungen sind
für den Erfolg einer Organisation unumgänglich.
Supervision begleitet dabei den notwendigen Wandel des beruflichen und
organisierten Handelns der Beschäftigten, und unterstützt die
erforderliche Auflösung der alten Selbstbeschreibungen, welche nicht
mehr zur neuen Situation der Organisation passen und diese lähmen würden.
Auch hier ist der Ansatz der Supervision, durch Implementierung
von sozialer und beruflicher Selbstreflektion eine Selbstinitiierung
der Anpassung und Verbesserung im Arbeitsalltag anzuregen.
Das Setting kann sowohl für Einzelne, aber natürlich auch ganze Gruppen, Teams oder
Abteilungen angepasst werden.
Auch eine Nachqualifizierung der Mitarbeiter im Umgang mit Kunden
oder Klienten, sowie ein stärkeres Bewusstsein für die Kernaufgaben,
kann durch Supervision erreicht werden.
Bei Mitarbeitern steigt so nicht nur das Verständnis für das komplexe
Zusammenwirken einer Organisation, sondern auch die Bereitschaft diese mit den
eigenen Kompetenzen konstruktiv zu beeinflussen und zu unterstützen.
Die Supervision ist ein schöpferischer Partner von Führungskräften.
Führungskräfte fühlen sich oft im Format „Coaching“ wohler - bei gleichem Benefit.
Führung geschieht allein durch Kommunikation, sie ist die ursprünglichste Form
der Führung. Professionelle Gestaltung und Steuerung des Unternehmens widerum,
entspringen der Reflexion.
Führung und Management ist pure Kommunikation!
Deshalb ist der Supervisor ein schöpferischer Partner von Führungskräften.
Auch hier gilt die besondere Bedeutung der Supervision für all die
Berufe, in denen die Beziehungsgestaltung, also die soziale Kompetenz, besonders
wichtig ist, weil von der Qualität der Beziehung der berufliche Erfolg, oder
auch das erfolgreiche Führen, abhängt.
Führungskräfte profitieren unmittelbar von guter Kommunikation, weil Menschen
vor allem durch direkte Kommunikation lernen und ihr Verhalten ändern.
Doch gerade Führungskräfte stecken am ehesten in einer
erdrückenden Informationsflut fest.
Sie haben meist eine Fülle von Informationen von außen, wie zum Beispiel
Kundenbefragungen, Marktanalysen, Wettbewerbsvergleich und vieles mehr,
sinnvoll und effizient nach innen weiter zu leiten,
und deren Verarbeitung und Umsetzung zu gestalten.
All das mittels Kommunikation. Darum besteht Führungs- und Management-Kunst
im wesentlichen darin, die
Kommunikation im Unternehmen strukturiert und effektiv zu organisieren,
mit gut vorbereiteten Besprechungen in einem wirksamen Netzwerk regelmäßiger
Führungsbesprechungen. Supervision unterstützt die Bewältigung dieser Aufgabe,
damit eine gute Kommunikation, statt Kommuniqués, auch zur erfolgreichen Bewältigung
der Führungsaufgaben führt.
Tatsächlich ist Kommunikation ein Schwerpunkt in der Supervision mit Führungskräften,
aber selbstverständlich profitieren sie in der Supervision ebenfalls von allen bisher
benannten Anlässen, Inhalten und Zielen der Supervision und gehören mit all diesen
Inhalten auch zum Supervisionsalltag.
Ein weiteres spezielles Supervisionsthema der Führungskraft ist der immense Druck.
Dieser kann zeitlich, inhaltlich oder wirtschaftlich bedingt oder auch der
Last der Verantwortung geschuldet sein.
„Unter Druck entstehen Diamanten“ beschreibt
als häufiger zu hörendes Zitat der Betroffenen, im Zenit des Sarkasmus, wie schlecht
es Ihnen beim Eintritt in die Supervision bereits geht.
Hier agiert Supervision mit höchster Intensität, Loyalität und Vertraulichkeit - damit
kein Karat verloren geht.